Unsere Geschichte
1988 in Bremen gegründet, ist KOMCIWAN der älteste kurdische Jugendverband in Deutschland. Unter den Gründungsmitgliedern waren viele Jugendliche, die aus politischen Gründen aus ihrem Heimatland Kurdistan fliehen mussten. In Deutschland vernetzten sie sich mit kurdischen Jugendlichen, die in zweiter Generation in Deutschland lebten. Gemeinsam brachten sie es zur Geburtsstunde vom Kurdischen Kinder- und Jugendverband KOMCIWAN.
Das Hauptziel der Ehrenamtlichen war es, ein Sprachrohr für kurdische Jugendliche in Deutschland zu sein. In einem Klima des gesellschaftlichen Desinteresses setzten sie sich dafür ein, auf die Situation in den vier Teilen Kurdistans aufmerksam zu machen. Sie verstanden ihre Arbeit als einen Beitrag zur Verteidigung des kurdischen Volks. Mit Angeboten wie kurdische Sprach- und Tanzkurse erreichte der Verband junge Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Gleichzeitig griffen die Aktivist_innen relevante Themen auf, die in der deutschen Politik und Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt debattiert wurden.
KOMCIWAN wurde für kurdische Jugendliche in Deutschland zu einem Ort, an welchem sie ihre Identität entdecken, bzw. weiterentwickeln und ausleben konnten. Während der Integrations- und Assimilationsdruck im Alltag wenig Raum für die Entdeckung der eigenen kurdischen Identität bot, schuf KOMCIWAN Räume in denen die Jugendlichen ihre Identität stärken und ausleben konnten. Hier konnten sie herausfinden was Kurdisch-Sein für sie bedeutet.
„Ich bin glücklich, bei KOMCIWAN kurdisch sein zu können“
Seit seiner Gründung ist KOMCIWAN für die Jugendlichen eine Werkstätte der Demokratie, ein Ort der Meinungs- und Willensbildung und der (politischen) Bildungsarbeit. Damals wie heute leistete der Verband einen wichtigen Beitrag zur politischen und gesellschaftlichen Teilhabe der Jugendlichen. Während die Aktivist_innen bei KOMCIWAN bis weit in die 2000er hinein in großen Teilen der Gesellschaft primär als Gastarbeiterkinder und Ausländer_innen wahrgenommen wurden, stärkten die vielseitigen Partizipationsmöglichkeiten bei und durch KOMCIWAN ihre Selbstwahrnehmung als ein gleichwertiges Gesellschaftsmitglied.
„Die Erfahrungen, die ich machen durfte, bereicherten mich und prägten mich vor allem für mein Leben.“
Weitere Anerkennung erhält KOMCIWAN immer wieder durch die deutsche Bundesregierung der verschiedenen Legislaturperioden. Zu Fachtagungen, Arbeitsgemeinschaften, Podiumsdiskussionen oder anderen politischen Veranstaltungen wird der Verband wiederkehrend eingeladen, um beispielsweise zu Themen mit kurdischem Bezug oder betreffend der postmigrantischen Gesellschaft seine Expertise einzubringen. Auf diese Weise wurde und wird KOMCIWAN auch auf der politischen Ebene als gesellschaftliche_r Gestaltungsakteur_in wahrgenommen.
Bis 2008 wurde die Gesamtheit der verbandlichen Aktivitäten ehrenamtlich geführt und kaum durch öffentliche Fördermittel unterstützt. Während erste Bemühungen um eine finanzielle Förderung vielerorts noch belächelt wurde, schaffte KOMCIWAN mit einer BAMF-Förderung des Projekts „KOMCIWAN kommt!“ 2008 den Sprung von der Ehren- zur Hauptamtlichkeit. Erstmalig konnte KOMCIWAN eine bundesweite Geschäftsstelle mit einer hauptamtlichen Mitarbeiterin aufbauen. Die Anerkennung der wichtigen Arbeit der Migrantenjugendselbstorganisationen (MJSO) führte 2013 letztendlich zur Aufnahme von KOMCIWAN in eine Regelförderung durch das BMFSFJ. Dies ermöglichte die Etablierung einer permanenten Geschäftsstelle in Berlin, durch welche die Ehrenamtlichen erheblich entlastet wurden. Eine Aufstockung der Fördermittel ermöglichte 2018 die Schaffung einer zweiten Personalstelle für eine_n Referent_in für Projektarbeit.
Trotz der zahlreichen Ähnlichkeiten ist KOMCIWAN von heute ein anderer Verband als KOMCIWAN der 90er und 2010er Jahre. Als Akteur und Spiegel der gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen befindet sich der Verband im ständigen Wandel.
Im Gegensatz zur Gründungszeit sind viele der Ehrenamtlichen von heute in Deutschland geboren und unter verschiedenen kulturellen Einflüssen aufgewachsen. Auch die Globalisierungs- und Digitalisierungsentwicklungen haben die Jugendlichen geprägt. Das Gefühl der Mehrfachzugehörigkeit hat zu einer Erweiterung der verbandlichen Interessensbereiche geführt. Gleichzeitig sind durch die Fluchtbewegungen nach Europa erneut Mitglieder in erster Generation bei KOMCIWAN aktiv. Während die in Deutschland geborenen Jugendlichen als Brückenbauer_in in die deutsche Gesellschaft fungieren, bringen die Ehrenamtlichen mit Fluchterfahrung den Hiergeborenen die kurdische Kultur auf neuen Wegen näher.
In den letzten Jahren hat KOMCIWAN sein Netzwerk im Ausland besonders intensiv durch Fachkräfteaustausche und Jugendbegegnungen wie beispielsweise in Israel, Schweden, der Autonomen Region Kurdistan und Nordkurdistan (Türkei) erweitert. Durch die gemeinsamen Projekte sind langfristige Partnerschaften zu Organisationen wie Indigenous Bridges, Çira oder KOMCIWAN SWED gewachsen.
Sei es im Bereich Kultur, Politik, Bildung, Auslandsarbeit oder Geflüchtetenhilfe – KOMCIWAN war und ist seit jeher ein vielseitiger Verband, der in unterschiedlichsten Schwerpunktbereichen aktiv ist. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in den Mitgliedern und der Weltoffenheit des Verbands wider, weshalb sich viele mit KOMCIWAN identifizieren können und andere Menschen mit ihren wertvollen Aktivitäten erreichen.
Wir blicken jeden Tag gespannt in die Zukunft und auf die weitere Entwicklung unseres Verbands!